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Tagesstruktur

„Tagesstruktur gibt Sicherheit und Halt“

Corona-Krise und Ausgangsbeschränkungen: Kinderklinik-Psychologen geben Tipps für Familienalltag zu Hause

 

Landkreis Passau. Auch wenn wir uns derzeit in außergewöhnlichen und belastenden Zeiten bewegen – es gelte auch die Chancen in der Krise zu sehen, mahnt Psychologin Dr. Sonja Engler-Plörer von der Kinderklinik Dritter Orden in Passau an: „Unsere Einstellung zur Krise ist wesentlich dafür, wie wir diese herausfordernde Zeit meistern.“

Feste Zeiten planen!                                                                         

Gemeinsam mit dem gesamten Psychologen-Team hat Dr. Engler-Plörer wertvolle Tipps zur Bewältigung des Familienalltags in Krisenzeiten formuliert. Dabei sei es von wesentlicher Bedeutung, jedem neuen Tag Struktur und Inhalt zu verleihen. „Wenn wir den Tag sinnvoll und möglichst stressfrei  nutzen wollen und die Zeit als gemeinsame Familienzeit sehen, dann hilft uns eine feste Tagesstruktur. Gemeinsam mit allen Familienmitgliedern sollten Sie zu Hause eine Tagesstruktur planen, Struktur hilft gegen Chaos und gibt Sicherheit“, betont auch Psychologin Vera Reinhard. Wichtig seien unter anderem feste Aufsteh- und zu Bettgehzeiten sowie Essenszeiten, fixe Zeiten und ein fester Arbeitsplatz für das Lernen und Arbeiten. „Wichtig ist auch, dass Sie darauf achten, dass jeder seine Rückzugsmöglichkeiten hat, um so Konflikte zu verhindern, beziehungsweise zu reduzieren“, ist sich das Psychologenteam einig.

Familienhighlights setzen

„Die Ausgangsbeschränkungen bergen große Herausforderungen, gerade für Familien mit mehreren Kindern – um die Zeit bestmöglich und sinnvoll zu nutzen, und damit der Tag nicht zu lang wird, helfen auch sogenannte ‚Familienhighlights‘“, erklärt das Team. So würden sich unter anderem ein gemeinsamer Spieleabend, Osterbasteleien oder für sportlich ambitionierte Familien das Aufbauen eines Motorik-Parks in der Wohnung anbieten – „das macht allen Spaß!“. Aber auch die Bewegung an der frischen Luft sollte nicht zu kurz kommen, wie auch Psychologe Mag. Günther Jakober betont: „Soweit es die aktuellen Regelungen im Zusammenhang mit den Ausgangsbeschränkungen zulassen, sollten Sie mit Ball, Frisbee oder dem Fahrrad auch einmal täglich nach draußen – Zeit zum Durchatmen und Auftanken.“

Zudem sollten Sorgen und Ängste offen angesprochen werden: „Eine Familienkonferenz kann hier helfen. In dieser kann jeder seine Ideen, Wünsche, aber eben auch Sorgen einfließen lassen – gerade in Krisenzeiten sind solche Gespräche sowohl für Eltern, als auch die Kinder, von besonderer Bedeutung“, wollen die Psychologen festhalten.

Medienzeiten vereinbaren

Gerade für Kinder und Jugendliche sei es in dieser Zeit der Ausgangsbeschränkungen sehr verlockend, die freie Zeit mit der Nutzung von digitalen Medien zu füllen. „Zahlen von Spieleplattformen und Internetplattformen zeigen, dass wir die Medien verstärkt nutzen. Das kann natürlich auch Gefahren für Kinder und Jugendliche bergen“, so Mag. Günther Jakober. Daher empfiehlt der Psychologe feste Regeln im Umgang mit den digitalen Medien bezüglich Zeiten und Inhalten. „Es ist sinnvoll, hier je nach Alter der Kinder entsprechende Beschränkungen einzurichten. Außerdem sollten Eltern ein Auge darauf haben, was ihre Kinder online spielen und wo sie sich bewegen – nur so bekommt man ein Gefühl dafür, wo sich auch die Gefahren verstecken.“

Übrigens: Inhalte, die Schüler online im Rahmen ihrer Schultätigkeit erledigen, sollten von Eltern nicht als Medienzeit angerechnet werden.

Sämtliche Inhalte, Tipps und Ratschläge, die das Psychologenteam der Kinderklinik Dritter Orden Passau formuliert hat, finden sich auch in einem Flyer niedergeschrieben. „Dieser ist über unsere neue Plattform www.kinderklinik-interaktiv.de/corona abrufbar und kann jederzeit als Hilfestellung zur Hand genommen werden“, will auch Psychologin Mag. Doris Berghammer abschließend nochmals betonen.

 

Tagesstruktur

Foto (Stefanie Starke): Das Psychologen-Team der Kinderklinik Dritter Orden Passau gibt Hilfereiche Tipps und Ratschläge zur Aufrechterhaltung der Tagesstruktur im Familienalltag in Krisenzeiten – darunter u.a. Mag. Doris Berghammer (2.v.l.), Vera Reinhard (3.v.l.), Dr. Sonja Engler-Plörer (2.v.r.) und Mag. Günther Jakober (r.).