„Der beste Klimaschutz: Bioprodukte in der Region erzeugen“

Ernährungsnetzwerk des Landkreises setzt auf heimische Produkte

 

Landkreis Passau. „Ernährung geht uns alle an“, ist Franziska Solger-Heinz von der Geschäftsstelle Gesundheitsregion plus Passauer Land überzeugt. Ob Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder das eigene Gewicht – viele Krankheiten hängen von der eigenen Ernährung ab. Und zu einer gesunden Ernährung gehört vor allem auch ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln.

 

Ernährung - Bioprodukte aus der Region

Foto (Stefanie Starke): Gemeinsam für eine gesunde Ernährung –

(v.l.) Franziska Solger-Heinz, Anni Regner, Peter Ranzinger und Regina Ebertseder.

 

In einem gemeinsamen großen Ernährungsnetzwerks haben sich Vertreter des Gesundheitsamtes, der Klimaschutzstelle, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), Landwirte aus der Region, aber auch Menschen die schlicht mit Ernährung zu tun haben, wie beispielsweise Köche, zusammengeschlossen, um ein Bewusstsein für gesunde Ernährung zu schaffen. „Wir wollen hier nicht nur auf die Eigenverantwortung der Menschen setzen, sondern in Rahmenbedingungen investieren, die für eine gesundheitliche Chancengleichheit stehen“, so Solger-Heinz weiter. Unabhängig von finanziellen Mitteln, dem gesellschaftlichen Stand, oder dem jeweiligen Zugang zum Gesundheitssystem, sollen alle gleichermaßen an Informationen rund um gesunde Ernährung herankommen. „Unser Ansatz geht deswegen in Richtung Schulen und zielt auf die Bewusstseinsbildung für heimische Produkte, bestenfalls Bioprodukte, ab“, betont auch Peter Ranzinger, Klimaschutzbeauftragter im Landkreis Passau und Netzwerkpartner. So wird im Rahmen von Aktionstagen gemeinsam an Schulen gekocht – gesund, regional und saisonal – „die Kinder können hier unabhängig von persönlichen Standards im Unterricht erleben, was eine nachhaltige Ernährung ausmacht und tragen ihre Erfahrungen dann nach Hause“, so Ranzinger. Im Rahmen des Projekts arbeitet das Netzwerk Ernährung auch hervorragend mit dem Schulamt Passau zusammen, das die Initiative ebenfalls unterstützt.

Hintergrund dieses Engagements ist dabei stets die Umsetzung des Landesprogramms BioRegio Bayern 2020. Das Modellprojekt fußt auf Initiative des ehemaligen Landwirtschaftsministers Helmut Brunner und zielt darauf ab, dass die Erzeugung von Bio-Produkten aus Bayern, ausgehend vom Jahr 2011, bis ins Jahr 2020 verdoppelt werden soll. „Das politische Ziel ist auch unser Ziel. Wir wissen um die stetig steigende Nachfrage an Bio- und regionalen Produkten und wollen Direktvermarkter und Verbraucher zusammenführen“, erklärt Peter Ranzinger, als einer der Koordinator des Modellprojekts vor Ort. In diesem Fall will das Netzwerk vor allem Brücken zwischen Schulen und den direktvermarkteten Landwirten bauen. „Wir brauchen haufenweise Bio, aber das Angebot ist einfach nicht da. Daher kaufen wir aus Österreich, aber teilweise auch China und Ägypten hinzu – das kann natürlich nicht in unserem Sinne sein.“

Auch für Anni Regner, selbst Direktvermarkterin, LEADER-Vorsitzende im Passauer Land und ebenfalls Netzwerkpartnerin, lautet das Ziel daher: „Wir sollen unsere erzeugten Lebensmittel aus der Region auch hier vermarkten. Das ist echter Klimaschutz. Unsere Landwirtschaft bietet ein breites regionales Angebot an, das bedeutet für mich ‚bio und regional ist optimal‘.“ Der Landkreis Passau sei hier bereits auf einem hervorragenden Weg: Wo der bayernweite Durchschnittsverbrauch an Bioprodukten bei knapp neun Prozent liegt, kann das Ernährungsnetzwerk für die im Landkreis ansässigen Einrichtung bereits ganze 17 Prozent vorweisen, darunter eben einige Schulen, aber auch Krankenhäuser. „Das basiert auf unserer gemeinsamen engagierten Arbeit. Wir ziehen an einem Strang, denn nur so können wir das Ziel im Sinne von BioRegio 2020 auch erreichen“, freut sich Franziska Solger-Heinz über den gemeinsamen Erfolg.

Regina Ebertseder, Ansprechpartnerin für Direktvermarkter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Passau und ebenfalls Netzwerkpartnerin, appelliert an die Landwirte: Wer Produkte direkt vermarkte solle sich melden, um das Netzwerk zu den Schulen weiter ausbauen zu können. „Die Rückmeldungen von den bestehenden Kooperationspartnern sind hervorragend. Das Modellprojekt wird durchwegs positiv bewertet“, so Ebertseder weiter.

„Wir könnten uns alle vollständig von Bioprodukten ernähren, dann würden auch die Preise im Handel nach unten gehen ohne die Erzeugerseite unter Preisdruck zu setzen“, ist Peter Ranzinger überzeugt. Bio sei jedoch nach wie vor ein Nischenprodukt – auch, weil die Marktbedingungen nicht stimmen. „Wir müssen den Weg zwischen Erzeuger und Verbraucher vereinfachen – das sehen wir als unsere Aufgabe.“