Da wo man sich am wohlsten fühlt: Zuhause alt werden

Das BRK gibt Tipps für die Pflege in den eigenen vier Wänden

 

altwerden

 

Muss ich in ein Alten- oder Pflegeheim? Diese Frage beschäftigt viele Menschen mit zunehmendem Alter. Die meisten wünschen sich: Ich will zuhause alt werden. Und das können die meisten tatsächlich auch - mit Hilfe ihrer Angehörigen oder mit Unterstützung eines Pflegedienstes. Laut dem Statistischen Bundesamt leben 71 Prozent der Pflegebedürftigen, die einen Versorgungsgrad haben, zuhause - in 47 Prozent der Fälle kümmern sich Angehörige, zu 23 Prozent ambulante Pflegedienste. Nur etwa ein Drittel der insgesamt 2,6 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden in Heimen betreut.

 

Häufig herrscht Unsicherheit: Kann ich mir Pflege zuhause leisten? Was steht mir an finanzieller Unterstützung zu? Wo bekomme ich überhaupt Hilfe? Pflegeberater Michael Sperlein vom Bayerischen Roten Kreuz in Passau hat ein paar Antworten für Sie parat.

 

Wie bekomme ich einen Pflegegrad und was nützt mir das?

Den Antrag stellt man bei der Pflegekasse. Dann kommt ein Gutachter des Medizinischen Dienstes zu einem Termin nach Hause. Er erstellt ein Gutachten, anhand dessen die Eingruppierung in die Pflegestufe vorgenommen wird. Jeder, der eine Pflegestufe hat - egal welche, hat Anspruch auf 125 Euro Entlastungsleistungen, die zum Beispiel für Betreuung in einer Tagespflege genutzt werden können. Außerdem hat man ein Anrecht auf Hilfsmittel wie ein Pflegebett, einen Rollator, Hygienemittel usw. Diese werden nicht voll übernommen, aber zumindest ein Teilbetrag erstattet. Das Pflegegeld ist rein für die Pflege da, nicht für die Miete oder Medikamente. Man sollte sich also bewusst sein, dass auch zusätzliche Kosten entstehen können. 

Beim Antrag muss auch entschieden werden, ob man Sach- oder Geldleistungen in Anspruch nehmen will. Bei der Wahl der Sachleistung übernimmt ein ambulanter Pflegedienst die Versorgung und rechnet direkt mit der Pflegekasse ab bis zum gesetzlichen Höchstbetrag des jeweiligen Pflegegrades. Bei der Wahl von Geldleistungen erhält der Pflegebedürftige entsprechend dem Pflegegrad monatlich von der jeweiligen Pflegekasse den gesetzlich festgelegten Betrag an Pflegegeld, um damit die selbstbeschaffte Pflege (durch Angehörige, Verwandte,
Nachbarn usw.) angemessen finanzieren. Es gibt auch eine Kombination der beiden Systeme.

Weitere Infos zu den Pflegegraden gibt es auch auf der Homepage www.pflege.de

Eine Übersicht über die finanziellen Leistungen finden Sie hier.

 

Was ist die Tagespflege?

Tagespflegeeinrichtungen sind in der Regel wochentags von 8 bis 16 Uhr geöffnet. In dieser Zeit werden die pflegebedürftigen Besucher fachkundig betreut und versorgt - wie ein Kindergarten für ältere Menschen.

 

Was ist Kurzzeit- bzw Verhinderungspflege?

Falls pflegende Angehörige eine kurze Auszeit benötigen, zum Beispiel um sich im Urlaub zu erholen, kann die so genannte Verhinderungspflege in Anspruch genommen werden. Auch für den Fall, dass die Pflegeperson einmal selbst krank werden sollte, steht die
Verhinderungspflege zur Verfügung. Die Pflege kann während der Abwesenheit der Pflegeperson von einem ambulanten Pflegedienst,
anderen Angehörigen oder anderen geeigneten Pflegepersonen übernommen werden. Von der Pflegekasse werden für Ersatzpflege maximal 1.612 Euro übernommen.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit der Kurzzeitpflege, eine zeitlich begrenzte vollstationäre Pflege über einen Zeitraum von 4 Wochen bzw. 8 Wochen. Das Budget hierfür beträgt ebenfalls 1.612 Euro pro Kalenderjahr. Noch nicht verbrauchte Leistungen für Verhinderungspflege kann auch für die Kurzzeitpflege eingesetzt werden.

 

Muss meine Wohnung umgebaut werden? Wenn ja, wer zahlt das?

Es empfiehlt sich etwa ein Umbau des Bades oder die Beseitigung von Schwellen und anderen Hindernissen, damit Barrierefreiheit gegeben ist. Oft reicht aber auch schon die Anbringung von Haltegriffen oder die Anschaffung eines Duschstuhls. Für die erforderlichen Umbaumaßnahmen gibt es von der Pflegekasse einen finanziellen Zuschuss in Höhe von bis zu 4.000 Euro.

 

Wie unterstützt mich der Pflegedienst?

Es gibt eine Vielzahl von Leistungen, die je nach dem individuellen Bedarf zusammengestellt werden, zum Beispiel Hilfe bei der Körperpflege, beim Haushalt, medizinische Behandlungspflege und Unterstützung beim Einkaufen oder sonstigen Aktivitäten.

 

Wie funktioniert Essen auf Rädern?

Es gibt verschiedenen Formen des Angebots. Das BRK Passau hat ein System auf Tiefkühlbasis. Man kann aus 200 Mahlzeiten auswählen, einmal pro Woche gibt es die Lieferung. Dazu gibt es auch eine spezielle Mikrowelle, in die jeweiligen Zubereitungszeiten schon eingespeichert sind. Die Mahlzeiten kosten zwischen 4 bis 6 Euro und müssen selbst bezahlt werden.

Wer wissen will, wie das Essen auf Rädern schmeckt: Am 9. Oktober (17 Uhr) findet in der BRK-Tagespflege in Vilshofen eine Verkostung statt.

 

Was bringt mir der Hausnotruf?

Wer unter körperlichen Einschränkungen leidet, sorgt sich häufig darum, wie er schnelle Hilfe bekommt, wenn er stürzt oder es ihm schlechter gibt. Dafür gibt es den Hausnotruf, der von vielen Pflegediensten wie BRK, Malteser oder Caritas angeboten wird. Das BRK-System funktioniert so: Man trägt ein Armband oder eine Halskette mit einem Knopf, den man im Notfall drückt. So wird man mit der Hausnotruf-Zentrale verbunden. In der Wohnung steht eine fixierte Station mit einer Freisprechanlage mit einem starken Mikrofon und großer Reichweite. Über diese findet dann die Kommunikation mit dem Patienten statt.

 

Gibt es Unterstützung für pflegende Angehörige?

Zum einen ist die Verhinderungs- und Kurzzeitpflege zur Entlastung der Angehörigen gedacht (siehe oben), zum anderen gibt es auch Helferkreise und Betreuungsgruppen, die in vielen Orten wöchentlich Nachmittage für die Senioren gestalten. Außerdem werden kostenlose Pflegekurse angeboten.

 

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Am 19. Juli 2018 findet der Vortrag: „Dahoam oid wean“ um 14.30 Uhr im Pfarrsaal Hauzenberg statt.
BRK-Pflegeberater Michael Sperlein kann man auch für individuelle Vorträge etwa in Vereinen zum Thema "Gesund zuhause älter werden" buchen: , Telefon 0851/9598988

Foto: Pixabay, BRK