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Lassen Sie Ihre Seele in der Sonne baden

Immer mehr leiden unter Depressionen - Bewegung unterstützt die Therapie

 

Frau_am_See_pixabay

 

Es schlägt sich bei vielen Menschen enorm aufs Gemüt und auf die gute Laune, wenn im Herbst und Winter die Tage kurz sind, wenn oft von morgens bis abends keine Sonne scheint, wenn rund um uns alles in dicken, kalten Nebel oder in Nieselregen gehüllt ist. Millionen Deutsche leiden an der Herbst- und Winterdepressionen. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Die typischen Symptome: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Verzagtheit, Ängstlichkeit, Traurigkeit. Die Hauptursache ist der Mangel an natürlichem Tages- und Sonnenlicht. In der Medizin spricht man von der Lichtmangel-Depression. Betroffen sind besonders jene Menschen, die morgens bei Dunkelheit die Wohnung verlassen, abends bei Dunkelheit nach Hause kommen und tagsüber bei künstlichem Licht arbeiten. Wenn es dann Sommer wird und die Sonne wieder hell vom Himmel lacht, ist das Leiden wie weggezaubert. Oder auch nicht: Dann handelt es sich um eine handfeste Depression.

 

Etwa vier Millionen Menschen leiden in Deutschland aktuell an einer Depression. Ein Viertel davon ist älter als 65 oder jünger als 18 Jahre. Depressionen können auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten und werden zunehmend auch dort diagnostiziert. Das Problem nimmt zu. In Bayern stiegen die Erkrankungen bei den 20- bis 40-jährigen um 70 Prozent. In dieser Altersgruppe werden auch rund Dreiviertel der 50.000 registrierten diagnostizierten Depressionen registriert. Aber auch um die Lebensmitte herum wird derzeit ein starker Anstieg depressiver Menschen registriert. Laut Versicherungen sind es 1,2 Millionen in Bayern. Nicht selten leiden die Menschen so darunter, dass sie sich das Leben nehmen.

 

Depressionserkrankungen müssten deshalb früher erkannt und die Öffentlichkeit, von der Familie, über Schulen, Betriebe und Vereine für Warnzeichen wie Signale besser sensibilisiert werden. Deshalb hat das Gesundheitsministerium die Jahreskampagne „Bitte stör mich!“ gestartet.

 

 

http://www.bitte-stoer-mich.de/

 


 

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Jörg Stadler, Diakonie Passau:

"Regelmäßige körperliche Bewegung im Freien wirkt vorbeugend oder kann die Behandlung einer Depression unterstützen"

 

 

 

 

 

Jörg Stadler von der Diakonie Passau erklärt, woran Sie erkennen, ob Sie an einer Depression leiden und was Sie tun können.

 

Wodurch unterscheidet sich eine Winterdepression von einer "richtigen"?

Die Winterdepression oder saisonal-affektive Störung ist eine Sonderform im Rahmen der depressiven Störungen. Sie tritt vorwiegend während der Herbst- und Wintermonate auf. Kennzeichnend sind eine gedrückte Stimmungslage, ein reduzierter Antrieb, ein vermehrtes Schlafbedürfnis und ein Heißhunger auf Kohlehydrate (Appetit auf Süßigkeiten).

 

Woran kann es liegen: Zu wenig Vitamin D durch Sonnenmangel im Winter usw?

Die Ursache wird in einer Störung des Tagesrhythmus in Folge der geringeren Menge an Licht, das durch die Netzhaut aufgenommen wird, angenommen. Dies wirkt sich auf den Serotonin-Melatonin-Stoffwechsel aus. Der Transmitter Serotonin spielt beim Auftreten von Depression eine wichtige Rolle. Die geringere Menge an Sonnenlicht im Winter kann dazu führen, dass der Körper weniger Vitamin D produziert. Einige Anzeichen eines Vitamin-D-Mangels stimmen mit den Beeinträchtigungen bei der saisonal-affektiven Störung überein.

Die Ursache der „Winterdepression“ ist nicht eindeutig geklärt.

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bewährt haben sich Lichttherapie,  Antidepressiva und Psychotherapie. Regelmäßige körperliche Bewegung im Freien wirken vorbeugend oder können die Behandlung unterstützen.

 

Gibt es eine Art Checkliste "Woran ich erkenne, dass ich unter Depressionen leide"?

Um von einer Depression zu sprechen, müssen über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen eine gedrückte Stimmung, ein erkennbar reduzierter Antrieb und Interessen – und Freudlosigkeit beobachtbar sein. In aller Regel lassen sich normale Stimmungsschwankungen klar von einer Depression abgrenzen.

 

An wen kann ich mich im Landkreis wenden?

Wichtige Ansprechpartner sind die Hausärzte, die Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychologische Psychotherapeuten und die Beratungsstelle für psychische Gesundheit (Sozialpsychiatrischer Dienst).

 

Fotos: Diakonie, Pixabay