Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

"Herzenssache": Wie Frauen auf Ihre Gesundheit achten können - Frauengesundheitstag zum Thema Herzgesundheit

04. 10. 2022

"Herzenssache – Nimm dir Zeit": Unter diesem Motto hat der Arbeitskreis "Frauen und Gesundheit" am Wochenende zum diesjährigen Frauengesundheitstag in die vhs Passau eingeladen. Dieser Kreis setzt sich aus kompetenten Fachkräften, allen voran aus dem Amt für Ernährung und Landwirtschaft, der AOK, der vhs und auch der Bayerischen Krebsgesellschaft zusammen.

Karin Bilek vom Gesundheitsamt, zuständig für Gesundheitsförderung und Prävention, war sehr dankbar, dass nach der "Corona-Auszeit" diese Veranstaltung in vollem Umfang stattfinden konnte: "Nur so kann dieses wichtige Thema den Frauen näher gebracht werden." Rund 35 Interessierte waren gekommen.

 

Herzinfarkt: Symptome sind bei Frauen anders

Vizelandrat Hans Koller spannte den Bogen weit von Redewendungen wie "Etwas auf dem Herzen haben" bis zur Tatsache, dass einem oft gar nicht bewusst sei, wie wichtig ein gesundes Herz ist. Passaus 3. Bürgermeister Armin Dickl sprach aus Erfahrung, dass es nicht immer leicht sei, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen und man da oft nicht auf Warnsignale achten würde.

Die Wissenschaft gibt ihnen recht. Die Gendermedizin hat in den letzten Jahren die Unterschiede zwischen Männern und Frauen erforscht. Fazit: Frauen unterschätzen ihr eigenes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oft. Referentin Dr. Heidi Brandl zeigte auf, wie sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede wie Risikofaktoren, Diagnose und Behandlung auswirken: Bei Frauen, die rauchen, sei beispielsweise das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden um 50 Prozent höher als bei Männern. Eine nahezu verdoppelte Gefahr bestünde an Diabetes Mellitus zu erkranken, aber auch hoher Blutdruck, Bewegungsmangel, fettreiche und ungesunde Ernährung, psychische Belastungen wie familiäre Konflikte, Stress sowie Umwelteinflüsse seien Umstände, die Herzerkrankungen auslösen können. Die weiblichen Symptome seien bei Frauen – auch aufgrund eines anderen Schmerzempfindens als bei Männern – oft Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen, Oberbauch- und Magenschmerzen in Begleitung mit Übelkeit und Erbrechen. Daher komme es bei Frauen oftmals zu einer Verzögerung lebensrettender Maßnahmen.

"Nie zu spät, den Lebensstil zu ändern"

"Um einen Herzinfarkt zu vermeiden, ist ein sofortiger Rauchstopp besser als jedes Medikament – das halbiert das Risiko um die Hälfte, schon nach sechs Monaten signifikant", so die Ärztin. Bewegung wie Wandern, Radfahren und Schwimmen verbessern die Fließeigenschaften des Blutes, Blutdruck, Blutfette und Stresshormone sinken. Die Ernährung spiele eine weitere wichtige Rolle. Sollte es aber dennoch zu einem Notfall kommen, so solle sofort der Notarzt verständigt werden, denn "Time is muscle", so Dr- Brandl – "ganz wichtig ist, dass sich die Betroffenen nicht selbstständig auf den Weg ins Krankenhaus begeben." Sie empfahl Ersthelfer-Kurse und das Erlernen des Umgangs mit einem Defibrillator. "Es ist nie zu spät, den Lebensstil zu ändern."

Anne Auberger, Psychologin und Atemtherapeutin, gab als weitere Referentin Tipps und Anregungen, wie man der Stressfalle mit mehr Gelassenheit entkommen könne. Gleich zu Beginn stellte sie klar, dass es verschiedene Stressarten gibt: Positiver Stress wie die Vorbereitung einer Feier mache Spaß, man sei mit allen Sinnen dabei. Komplette Überforderung sei Dis-Stress, dieser schadet vor allem der Herzgesundheit. Im hektischen Alltag verliere man die meiste Zeit damit, Zeit zu gewinnen. "Man will alles gleichzeitig erledigen in der Annahme, dann mehr Zeit für Pausen zu haben, doch das Gegenteil ist der Fall. Man gerät in erhöhten Stress durch die vielen Impulse, die auf einen einströmen." Der Körper und Geist seien auf Belohnung programmiert. "Der Griff zur Zigarette oder zum Alkohol, welches beides dem Herz-Kreislauf-Systems schadet, kann zur Gewohnheit werden." Aber auch die Beschäftigung mit dem Smartphone locke die Menschen in die Stressfalle.

Äußerliche Warnsignale für Dauerstress seien eine Anhäufung von Fehlern im privaten oder beruflichen Leben, die Motivation und die Gedächtnisleistung lasse nach, man könne nicht mehr kreativ sein, die Leistungsfähigkeit und Konzentration sinke. Anne Auberger zeigte zur Problemlösung verschiedene Mottos auf wie das Prinzip "HASE" (Haltung, Atmung, Spannung, Erdung), das Eisenhower Prinzip, bei dem die verschiedenen Aufgaben die zu erledigen sind gewichtet werden (A-Aufgaben: sofort erledigen, B-Aufgaben: terminieren, C-Aufgaben: delegieren, Papierkorb: Mut zur Lücke) oder die "ALPEN-Methode": Alle Aufgaben, Aktivitäten und Termine aufschreiben, Länge der Tätigkeit einschätzen, Pufferzeiten für Unvorhergesehenes einplanen, Entscheidungen über Delegationsmöglichkeiten treffen, Nachkontrolle.

Die Psychologin zeigte neben den körperlichen Grundbedürfnissen wie guter Ernährung, Schlaf und Bewegung auch die seelischen wie Bindung und Beziehung auf, die gedeckt werden sollen. Bereits in jungen Jahren würden Frauen zum "Brav sein", zur Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit erzogen. Diese alten Glaubensmuster hätten sich festgesetzt. "Deshalb tut man Dinge, die man eigentlich nicht tun will, weil man Lob und Bestätigung dafür bekommt. Wir setzen uns damit selbst unter Druck und tappen in die Nettigkeitsfalle."

Raus aus der "Nettigkeitsfalle"

Dem könne man entfliehen, wenn man dem Motto "Ein Nein zu anderen ist ein Ja zu mir" öfter Folge leisten würde. Das brauche aber Zeit. Zum Schluss zeigte die Referentin noch auf, wie elementar die Atmung für das Wohlbefinden sei: "Man kann daran erkennen, in welchem Geistes- und Gemütszustand wir sind. Bei Stress beginnt man, zu flach und kurz atmen."

Die Veranstaltung wurde mit den beiden Workshops "Yogalates", einer Mischung aus Yoga und Pilates, durchgeführt von Maria Magdalena Mailhamer, und mit "Zumba", einer Kombination aus Aerobic und lateinamerikanischen Tänzen, geleitet von Sabrina Vielreicher, beendet. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einer informativen Bücherausstellung zum Thema Herzgesundheit

 

Bild zur Meldung: "Herzenssache": Wie Frauen auf Ihre Gesundheit achten können - Frauengesundheitstag zum Thema Herzgesundheit